Geboren | 2. September 1916 in Stuttgart |
Ausbildung Krieg | Studium Grafik und Design an der Akademie der bildenden Künste, Stuttgart (Prof. Schneidler)Teilnahme am 2. Weltkrieg in Russland und Finnland (bis 1944), danach Kriegsgefangenschaft in Polen bis Anfang 1948 |
Beruf | 1948-1955 Art-Direktor der mit ca. 40 Mitarbeitern damals zweitgrößten Stuttgarter Werbeagentur (Arbeitsgemeinschaft Hohenhausen), 25 Jahre selbständiger Grafiker und Maler. 1981/2 Ende der Berufstätigkeit und Beginn der ausschließlichen freien künstlerischen Arbeit |
Familie | 3 x verheiratet, 3 (eigene) Kinder |
Gestorben | 6. Oktober 1989 in Altheim |
Großvater väterlicherseits: Selbständiger Wagenmacher auf der Alb in Altheim bei Schelklingen/Ehingen; besaß dort einen Hof.
Vater: Otto Maier, Kaufmann, ist nach Stuttgart gezogen, verstorben 26.01.1931. Als gesetzliche Vertreterin für die 4 Kinder wurde Frau Kreßzenzia Werner benannt.
Mutter: Zenzi Maier, geborene Zieher; wurde von Peter Maien immer als warmherzig und liebevoll beschrieben. In den letzten Jahren lebte sie in einem Seniorenheim in Stuttgart, wo sie ihr Sohn Peter oft besucht hat.
Otto Peter Maier wurde am 2.9.1916 in Stuttgart als jüngstes von 4 Kindern (2 Schwestern, 9 und 4 Jahre älter als Otto, und einem Bruder, Rudolf) geboren; die Familie war katholisch und die elterliche Wohnung befand sich im Stuttgarter Westen in der Reinsburgstr. 125. Otto Peter ging in die Schickhardt-Realschule in Stuttgart. Sein bestes Fach war Kunst, in der er mit “sehr gut“ benotet wurde. Der Bruder Rudolf Maier hatte ebenfalls großes malerisches Talent und wurde Architekt. Er war bekannt dafür, überall, z.B. in der Stuttgarter Straßenbahn, Portraits -auch von wildfremden Leuten- anzufertigen. Rudolf Maier starb im 2. Welkrieg, eine der beiden Schwestern von Otto ist früh an Tuberkulose verstorben.
Bereits während der Schulzeit war Otto oft in den Ferien in Altheim auf der Schwäbischen Alb. Dort wohnte seine Tante, Veronika Ziehr, eine bescheiden lebende Näherin, die nicht verheiratet war, in einem kleinen Fachwerkhaus, das sie wohl in den 30er Jahren selbst hat bauen lassen, umgeben von einem schönen Garten. Das Gästezimmer befand sich im Obergeschoss, in dem Otto zusammen mit seiner Mutter bei den regelmäßigen Urlauben auf der Alb übernachtete. So hat Otto Peter früh eine enge Bindung zur schwäbischen Alb, der Landschaft und den Menschen dort entwickelt.
Der Vater hat sich sehr gegen den Berufswunsch des Sohnes gestellt, ‚Gebrauchsgraphiker‘ zu werden. Bereits im 15. Lebensjahr verlor Otto Peter seinen Vater. Die liebevolle Mutter hat mit einer bescheidenen Witwenrente die Kinder großgezogen.
Im Anschluss an die Schule hat Otto Maier mehrere Monate ein Praktikum bei einem selbständigen Grafiker, Herrn Carl Hermann Münch, in seinem Atelier in der Königstr. 72, absolviert, der ihm am 15.10.1933 aufgrund seines „außergewöhnlichen Talents“ ein begeistertes Empfehlungsschreiben für die Aufnahme an der Kunstgewerbeschule ausstellte.
Wintersemester 1933 (in seinem 17. Lebensjahr)-1936 Ausbildung zum ‚Gebrauchsgraphiker‘ an der Württembergischen staatlichen Kunstgewerbeschule Stuttgart, der heutigen Akademie der Bildenden Künste; für dieses Studium bekam er eine „Unterrichtsgeld-Befreiung“ (Stipendium) und einen „Materialzuschuss“ genehmigt. Seine beiden wichtigsten Lehrer waren der sehr renommierte Herr Prof. Dr. Friedrich Hermann Ernst Schneidler (geb. 1882, Begründer der „Stuttgarter Schule“, seine Schüler waren u.a.: Albrecht Appelhans, Eva Aschoff, Walter Brudi, Werner Bunz, Eric Carle, Eugen Funk, HAP Grieshaber, Klaus Grözinger, Margret Hofheinz-Döring, Albert Kapr, Emil F. Karsten, Carl Keidel, Hansjoachim Kirbach, Eberhard Koebel (tusk), Otto Kraft, Hilde Laupp, Hermann Georg Lechler, Erich Mönch, Wilhelm Nauhaus, Richard Neuz, Lilo Ramdohr, Lilo Rasch-Naegele, Imre Reiner, Hedwig Reiner-Bauer, Walter Renz, Harald Schaub, Peter Schneidler, Elisabeth Schneidler-Schwarz, Hans Schweiss, Willi Seidl, Rudo Spemann, Fritz Stelzer, Grete Stern, Georg Trump, Willi Vogt, Klaus Vrieslander; verstorben 1956). Ein zweiter wichtiger Lehrer war Herr Albert Mueller, ein Adolf-Hölzel-Schüler und Maler der Uechtgrupper, der auch Schlemmer und Baumeister angehörten. Für Albert Mueller wurde im „3. Reich“ ein Mal- und Ausstellungsverbot erlassen. Er wurde Leiter der Mode- und Illustrationsschule.
Am 26.07.1934 erhält Otto Maier vom Direktor der gewerblichen Kunstschule Prof. Bernhard Pankok einen in der Personalakte dokumentierten „einfachen Verweis“. Es wurde angeordnet, dass Otto Maier am 06.05.1934 in die SA einzutreten hatte. Den Verweis des Direktors erhielt Peter Maier dafür, dass er dort unerlaubterweise eigenständig bereits am 13.06.1934 wieder austrat.
Leider sind auch von Otto Maier durch einen Brand der Kunstschule im 2. Weltkrieg keinerlei Graphiken aus dieser Zeit erhalten geblieben.
Teilnahme am 2. Weltkrieg in Russland und Finnland (bis 1944); aus dieser Zeit liegen erste Skizzen vor.
Danach kam Otto Maier in Kriegsgefangenschaft in Polen mit traumatischen psychischen und körperlichen Belastungen – bis Anfang 1948. Durch seine Begabung, malen zu können, hat sich Otto Maier immer wieder Erleichterungen bei den Vorgesetzten bzw. den Wachsoldaten „erkaufen“ können; vor allem durch Porträtmalerei. Er hatte keine Farben und hat sich die Brauntöne für seine Malerei Großteils aus Erde gefertigt; Zeichnungen mit Kohle.
In den 50er Jahren hat Otto Peter Maier seinen Namen leicht variiert und sich Peter Maien genannt. Dies einmal wegen dem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater, der ihm die Kunst bzw. Grafik als Beruf verwehren wollte – sicher aber auch im Sinne eines phonetisch ansprechenderen und nur leicht modifizierten Künstler-Namens.
Beruf: 1948-1955 Atelier-Leiter ‚Kreativabteilung‘ (heute: ‚Art-Direktor‘) der mit ca. 40 Mitarbeitern damals zweitgrößten Stuttgarter Werbeagentur (Arbeitsgemeinschaft Hohenhausen, insgesamt ca. 40 Mitarbeiter, davon ca. 7 Grafiker). Ein früherer Mitarbeiter von Herrn Maien, Herr Volker Lang, schreibt: „Für sein Team war er auch ein hervorragender Kunstgeschichtler, der uns die bildende Kunst, Impressionisten, Expressionisten u.a. in beeindruckenden Meetings näherbrachte“. Vor allem aber hat Peter Maien veranlasst, dass begabte Grafiker der Agentur Hohenhausen zuhause bei Herrn Albert Mueller samstags über mindestens 5 Jahre regelmäßig halbtags Malunterricht bekamen, die von der Agentur Hohenhausen bezahlt wurden. Nach Berichten von Herrn Lang gab es in der Agentur Hohenhausen rechtskonservative, nationalistische Denkweisen im Sinne von ‚Altnazis‘, gegen die die graphische Abteilung geschlossen anarbeitete. Peter Maien, damals freundschaftlich oft „Ottel“ genannt, war erklärter Gegner der ‚Altnazis‘. Kontakt mit der antifa (antifaschistische Aktion). In dieser Zeit enger Austausch bzw. Zusammenarbeit mit Hern Prof. Dr. Kurt Weidemann (* 15. Dezember 1922 in Eichmedien, Ostpreußen/Masuren; † 30. März 2011 in Sélestat, Elsass),] einem deutschen Grafikdesigner, Typografen, Autor und Hochschullehrer sowie Herrn Hubertus Carl Frey (Künstlername hace,* 29. Mai 1929 in Breslau; † 23. Oktober 2003 in Stuttgart; ‚hace‘ zählt neben Kurt Weidemann und Anton Stankowski zu den bekanntesten Stuttgarter Grafikdesignern, er war der Erfinder des Jahres-Wandkalenders, der auch im Museum of Modern Arts ausgestellt wurde).
Schon früh nutze Peter Maien seine knappe Freizeit, um sich seinem großen Hobby, der Malerei, zu widmen.
In den 50er Jahren Aufträge zur Illustration der beiden Stadtführer: „Das Stuttgart Brevier“ und „Das Cannstatt Brevier“.
Von ca. 1955 bis 1980 25 Jahre selbständiger Grafiker – zusammen mit dem Werbetexter Manfred Roser und später dem Fotographen Andreas Pache; es war eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Peter Maien als freier Mitarbeiter mit Manfred Roser bzw. dessen Werbeagentur vorausgegangen. Büros in der Eltingerstr. in Stuttgart-Botnang, später in der Schloss-Str. in Stgt. West. 1981/2 Ende der Berufstätigkeit und Beginn der ausschließlichen freien künstlerischen Arbeit
In den 60er- /70er Jahren zunächst Mitglied und später Leiter des cirkel 70 (der sich aus der Sindelfinger Sezession entwickelt hat) zusammen mit Werner Borsdorf, Manfred Degenhardt, Fritz Kohlstädt, Joachim Kupke, Fritz Meinhard, Prof. Fritz Nuss, Karl-Ulrich Nuss und Otto Schenk.
1976 starb die Tante in Altheim; Peter Maien hat daraufhin das Haus übernommen, Großteils selbst ausgebaut und im 1. Stock sein Maler-Atelier eingerichtet. Umzug nach Altheim noch im selben Jahr. Es begann die künstlerisch wohl kreativste Zeit, aus der die Meisten Bilder erhalten sind.
Anfang der 80er Jahre wurde zunächst erfolgreich eine Erkrankung im Sinne eines bösartigen Lungentumors behandelt (Lungenfachklinik Schillerhöhe); 1988 kam es zu einem nicht mehr heilbaren Rezidiv. Peter Maien hat bis kurz vor seinem Tod gemalt und ist am 6. Oktober 1989 zuhause in Altheim nach liebevoller Pflege durch seine 3. Frau Heidi verstorben.
3 Ehen, zunächst mit Sigrid, einer schwarzhaarigen Frau, die oft in der Malerei von Peter Maien dargestellt wurde. Ein gemeinsamer Sohn Michael. Scheidung 1952. Die zweite Ehefrau hieß Renate, Hochzeit in den 50er Jahren, aus dieser Ehe stammen 2 Söhne, Andreas und Thomas. Renate Maien ist 1977/8 verstorben. Dritte Eheschließung mit Heidi Öhler, ebenfalls auf vielen Bildern dargestellt, Heidi hat ihrem Mann bis zu seinem Tod „den Rücken“ auch und besonders für seine Malerei freigehalten und ihn am Ende zuhause bis zu seinem Tod liebevoll versorgt und gepflegt. Bis heute in Altheim lebende kunstbegeisterte Witwe des Künstlers.
Zur Malerei: Peter Maien hat nie ein Selbstporträt gemalt. Anfänglich waren Frauen das Haupt-Malmotiv, in den 60er/70er Jahren entstanden zunehmend Landschaftsbilder, bevorzugt auf der Schwäbischen Alb. Peter Maien hat oft während seiner Zeit als Grafiker bis tief in die Nacht gemalt. Die meisten Landschafts-Bilder sind nach Skizzen in der freien Natur im Atelier gemalt worden; das Malen im Freien wurde erst nach dem Umzug auf die Alb Standard für die Landschaftsbilder.
Bevorzugter Maluntergrund war der Karton, der gegenüber der Leinwand den Vorteil bot, dass man die Bildgröße durch Zurechtschneiden im Verlauf des Malens festlegen kann. Zudem ließen sich die Bilder mit Karton leichter Rahmen als Bilder auf Leinwand. Farben waren Öl und Jackson-Wachskreide, keine Acrylfarben. Peter Maien hat fast immer den Bilduntergrund mit einer Grundfarbe grundiert. Danach malte er mit Kohle oder Pinsel das Motiv auf. Für eine farbige Skizze brauchte Peter Maien meist nur wenige Stunden, die Ölbilder erforderten mehrere Tage Zeit. Eine Reihe seiner Bilder hat Peter Maien einfach übermalt und zunächst eine meist weisse Grundierung vorgenommen – einmal, weil er vielleicht nicht ganz zufrieden mit seiner Malerei war, oft aber einfach nur, um kurzfristig ein neues Bild malen zu können. Andere Bilder sind vom Maler einfach in mehre Teile zerschnitten bzw. zersägt worden, wenn gerade ein kleinerer, passender Maluntergrund fehlte. Diese Praxis zeigt sehr deutlich, dass für Peter Maien nieder Verkauf eines Bildes im Vordergrund stand, sondern es ging ihm um das Malen ansich. Derzeit sind knapp 900 Bilder und Skizzen im Werkverzeichnis erfasst; über den Verbleib von vielen weitern Bildern ist nichts bekannt.
Weiterhin liegen noch (unvollständig) 9 Skizzenbücher vor.
Für die Unterstützung des künstlerischen Erbes von Peter Maien seien bedankt:
Frau Frau Prof. Dr. Gebessler (Kunstgeschichte, Philosophie, Psychologie); Frau von Olschowski und Herrn Prof. Dr. Büttner (Akademie der Bildenden Künste), Prof. Dr. Christian von Holst (früherer Direktor der Staatsgalerie Stuttgart), Herr Dr. Schmidt (Gründungsdirektor des Kunstmuseums Stuttgart), Frau Weber und Fr. Dr. Elsen-Schwedler (Sammlung Würth in Schwäbisch Hall), Herrn Pannenwitz (Leiter Städtische Galerie Sindelfingen).
Zur Person: Peter Maien konnte nach Aussage seiner Freunde „einfach alles“, war ein sehr geschätzter Grafiker und zeigte in puncto Malerei eine große Bescheidenheit in eigener Sache, so ist er nur widerwillig zu seinen eigenen Vernissagen gegangen (viele Bilder seien für ihn „wie Kinder; und Kinder verkauft man nicht“). Unqualifizierten Kommentaren von Besuchern zur Malerei bei Vernissagen ist Peter Maien gerne aus dem Weg gegangen. Er hat einen Fernseh-Bericht über sich und seine Malerei durch den SWR abgesagt. Am liebsten hat Peter Maien seine Bilder im persönlichen Gespräch mit den Interessenten zuhause oder in dem angemieteten Nachbarhaus, das als Ausstellungs-Räumlichkeit diente, gezeigt und verkauft. Die Verkaufspreise der Bilder waren damals relativ hoch und reichten bis ca. 6 000 DM. Zum Handeln bei seiner Preisvorstellung war Peter Maien kaum bereit – manch ein unwürdiger Handel endete damit, dass der Maler das Bild enttäuscht und gekränkt seinem Gegenüber einfach überlassen /geschenkt hat. Sein Freunde berichteten: „Er konnte alles“, er war ein „Lebenskünstler“, war sehr großzügig und hat wohl die Mehrzahl seiner Bilder verrschenkt – oft auch gut verkäufliche Bilder an ihm kaum bekannte Menschen, wenn er deren Begeisterung für seine Malerei gerspürt hat – das war ihm immer wichtiger, als sie möglichst gewinnbringend u.U. an ihm wenig sympathische Menschen zu verkaufen. Maien wurde stets als hilfsbereit beschrieben, war Anthroposoph und hat die Freie Waldorfschule am Kräherwald in Stuttgart mit vielen für den Waldorfbazar gespendeten Bildern und Skizzen unterstützt. Peter Maien hat stets auf ein sehr gepflegtes Äußeres geachtet – und war ein wenig eitel. Starke Affinität zu Frauen.
Inspirationen zur Malerei durch Reisen nach Südtirol (regelmäßig und über viele Jahre), Spanien (ebenfalls häufig, Kauf eines Grundstückes in Südspanien), Italien, Schweiz, Österreich, Südfrankreich Griechenland und nach Marokko (einmalig).